Das Bild zeigt das Buch Anarchie Deco von J. C. Vogt

Berlin calling „Anarchie Déco“ Rezension

Das Bild zeigt das Buch Anarchie Deco von J. C. Vogt

Bei Anarchie Déco handelt es sich um einen Fantasyroman von Judith und Christian Vogt.

Der Roman beginnt auf einer Konferenz 1927, bei der ein neues Experiment vorgestellt wird, das Physik und bildende Kunst kombiniert. Das Resultat wird als Magie bezeichnet. Die Protagonistin Nike hat dieses Experiment durchgeführt und promoviert zu dieser Thematik. Sie wird als Expertin zur polizeilichen Ermittlungsarbeit hinzugezogen, nachdem ein hochrangiger kommunistischer Politiker auf einer Baustelle aufgefunden wurde. Er ist in geschmolzenem Marmor ertrunken. Da Magie aus der Kombination aus Kunst und Physik besteht, bekommt Nike noch Unterstützung durch den Prager Kunststudenten Sandor. Dieser kommt durch Freunde in eine Anarchistenszene. Nicht nur Nike weiß, um die Fähigkeit Magie zu erzeugen, es gibt noch andere mit deren eigenen Zielen.

Die Kombination aus historischem Setting im Berlin der späten 1920er und Fantasy ist originell. Ebenso ist es erfreulich, queere Charaktere in der Geschichte zu finden. Die Inszenierung ist sprunghaft und gleichzeitig geprägt von belangen losen Dialogen. Es fehlt der Fokus auf die Geschichte selbst, die an sich eine unglaublich interessante Prämisse hat. Dort wo sich die Geschichte wie ein Kriminalfall liest, brillieren die Autor*innen. Zu oft weichen die erzählten Szenen der Handlung aus. Die Charaktere wirken leblos, obwohl viele Situationen deren Beschreibungen dienen. In Anlehnung an Namedropping passiert sehr viel Kultur der „Goldenen 20er“-Dropping. Die Protagonisten sind ständig in Nachtklubs und vieles ist eine große Party. Dabei handelt es sich durchaus um ein Thema des Berlins der 1920er, aber es wirkt zu sehr wie ein Klischee. Auch fällt mir in der zweiten Hälfte des Buches negativ auf, dass über etwa Wohnprojekte gesagt wird, dass diese ja neue Moden der Zeit sein. Sexszenen können in Büchern sein, queere Sexszenen sind in Büchern wichtig, gleichzeitig empfand ich die Sexszene in Anarchie Déco unpassend. Sie hat überhaupt nicht an die Stelle gepasst, in der sie im Buch vorkommt. Sprachlich ist das Buch solide, mehr aber auch nicht. Einzig die Actionszenen sind bis auf die letzte klar nachvollziehbar geschrieben. Insgesamt ist das ok, also weder schlecht noch insgesamt hervorragend.

Anarchie Déco war ein Buch, auf dass ich mich insbesondere wegen der Idee unglaublich gefreut habe. Die Leseerfahrung war im Vergleich ernüchternd. Es ist bei weitem kein schlechtes Buch, aber eben ein Buch, das hinter seinem Potenzial zurückbleibt.

J. C. Vogt: Anarchie Déco. Fischer Tor Verlag 2021, 479 Seiten. [Keine bezahlte Werbung]

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