Das Bild zeigt das Buch "Kindheit von Tove Ditlevsen. Rechts daneben steht die Schneemanntasse

Worthunger: “Kindheit” von Tove Ditlevsen  – Rezension

Das Bild zeigt das Buch "Kindheit" von Tove Ditlevsen aus dem Aufbau Verlag. Daneben auf der rechten Seite steht die Schneemanntasse

Tove Ditlevsens Buch Kindheit ist eine autofiktionale Erzählung, die ursprünglich 1967 in Dänemark erschien.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des Mädchens Tove während der 1920er Jahre. Das Kind wächst in einer Arbeiterfamilie auf und lebt mit der Mutter, Ihrem Vater und ihrem Bruder in einer kleinen Wohnung. Wichtiger Bezugspunkt in der Geschichte das das Verhältnis zwischen Tove und Ihrer Mutter, das angespannt ist. Das Buch erzählt bis Toves Konfirmation und Schulaustritt mit 14 Jahren, was der einzige Grund war, warum Sie nach der Grundschule noch länger zu Schule gehen konnte. Tove reflektiert sich anhand ihrer Eltern und Umgebung und verhält sich distinktiv durch das Schreiben in Ihr Poesiealbum. Insgesamt wird Sprache für Tove eine der wichtigsten Beschäftigungen.

Das Buch wechselt zwischen einer komplexen Erzählweise und dem noch nicht voll ausgebildeten Vokabular seiner Protagonistin, was immer wieder zu Missverständnissen führt. Viel Wert legt die Autorin auf die Beschreibung der Lebensumstände und wie daraus die Welt gebildet ist. Nicht immer lässt sich fassen, wann etwas spielt, was alles wie eine Erinnerung wirken lässt. Immer wieder ist Kindheit Ausdruck des Schmerzes.

Das Buch ist erst spät ins Deutsche übersetzt worden, umso mehr muss diese Übersetzung gelobt werden. Da Sprache und insbesondere Wortbedeutungen Schlüsselrollen einnehmen sind gelungene Übertragungen entscheidend. Das dänische Original kenne ich nicht, aber die Schlüsselwörter wirken so passend, dass diese dem Dänischen entsprechen müssen. Es fällt auch auf, dass es sich hierbei um einen älteren Text handelt von einer Autorin, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren wurde, die Sprache selbst ist nicht antiquiert.

Nach langem ist dies wieder ein Buch, das in meinen neuen Kanon gehört, da es einer der ersten autofiktionalen Romane ist und gleichzeitig damit überzeugt. Tove Ditlevsen erzählt von einer schrecklichen Kindheit, beschreibt gleichzeitig die Lebenswelt plastisch und dokumentarisch. Es sind Erinnerungen, aber glaubwürdig poetische.

Tove Ditlevsen: Kindheit. Aufbau Verlag 120 Seiten.

[Keine bezahlte Werbung. Buch aus Besitz]

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