Das Bild zeigt eine Ausgabe von "Berlin Alexanderploatz" von Alfred Döblin. Daneben steht die Schneemanntasse.

Berlin calling -Berlin Alexanderplatz Rezension

Das Bild zeigt eine Ausgabe von "Berlin Alexanderploatz" von Alfred Döblin. Daneben steht die Schneemanntasse.

Berlin Alexanderplatz ist ein Roman von Alfred Döblin aus den späten 1920er Jahren und handelt von dem Fall seines Protagonisten Franz Biberkopf.

Der Protagonist Franz Biberkopf wird aus dem Gefängnis Tegel entlassen und fährt nach einigem Zögern mit der elektrischen Straßenbahn in die Stadt Berlin hinein unter dem Vorsatz, jetzt ein anständiger Mensch zu werden. Am Rosenthaler Platz angekommen ist er von den Menschen und Sinneseindrücken überfordert und begibt sich in Nebengassen. Komplett mittellos bekommt er Hilfe von einem Ostjuden und einem Rabbiner. Letzterer erzählt ihm eine Geschichte über einen Betrüger, das zu einem Handlungsmotiv für Franz wird. Den Grundsatz anständig zu werden wirft, Franz letztlich sofort wieder weg, obgleich er es sich selbst noch einredet, da er die Schwester seiner, von ihm erschlagenen, Freundin vergewaltigt. So verübt Franz weiterhin immer wieder Verbrechen.

Berlin Alexanderplatz erzeugt ein eindrückliches Bild Berlins in den ausgehenden 1920er Jahren. Gerade in der ersten Hälfte ist das Buch durchwoben von Zeitungs- und Werbetexten, Liedern der Zeit und Ausschnitten aus Filmen. Dabei werden interessante Werke zitiert, etwa queere Zeitschriften in denen Franz blättert als er als Zeitungshändler aktiv ist. Das außergewöhnliche ist, dass in diesem Roman der Protagonist Teil der unteren Klasse ist, wobei insbesondere der Sprachstil realistisch nachempfunden ist. Insgesamt ist Franz durch und durch als ein Antiheld angelegt, was zusätzlich in seinem Opportunistentum dargestellt wird. So eignet sich er früh die Armbinde der Nazis an legt diese aber genauso schnell wieder ab, als er damit Streit erzeugt. Das Buch ist immer wieder derb und misogyn, wobei insbesondere letzteres kein großes Aufregen erzeugt. Es wird hingenommen, auch gerade in der Bewertung des Buchs.

Die Handlung ist zuweilen wirr erzählt und der Untertitel des Buchs „Die Geschichte von Franz Biberkopf“ täuscht ein wenig, da an vielen Stellen die Stadt bzw. andere Figuren die Rolle der Protagonist*innen einnehmen. Insgesamt muss dem Roman seine Bedeutung in der deutschsprachigen Literatur dennoch anerkannt werden. Döblin hat versucht, neu zu erzählen und die Realität in Form von Zitaten und Sprache in das Buch aufzunehmen.

Besonders wegen der ersten Hälfte sollte das Buch gelesen werden, da hier zum Teil halbdokumentarisch das proletarische Leben in Berlin der späten 1920er abgebildet wird. Allein wegen  des Protagonisten lohnt sich das Buch hingegen nicht. Es war eine interessante Erfahrung insbesondere aus Literaturgeschichtlicher Erwägung.

Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. DTV 2008, 455 Seiten

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